Heute ist Sonnabend, der 2.Juli 2011. Wir sind fröhlich wie immer und noch ein bissel mehr: heute steht uns zwar noch einmal ein Happen mit mehr als 24 km bevor. Aber es lockt morgen ein Ruhetag in der Stadt Heinrichs, des Ersten – in Quedlinburg. Und wir haben ein Quartier in der Hölle Nr. 5 zu erwarten, das sich “Himmel und Hölle” nennt. Wenn das nichts verspricht…

Hotel Bodeblick in Treseburg Jedenfalls ist es zunächst nur eine kurze Strecke bis Treseburg. Eigentlich ist sie viel zu kurz. Denn so ein Angebot schon am Vormittag um halb elf kommt uns entschieden zu zeitig – auch, wenn es recht verlockend ausschaut!

Biergarten Bodeblick

Im folgenden Abschnitt bis hinunter nach Thale geht es eigentlich nur Berg ein. Aber das ist die Theorie. Praktisch hat dieser wunderschöne Wanderweg – einer der schönsten, den wir je erlebt haben – immer wieder mal einen kurzen, heftigen Anstieg dabei. Und dann geht es teilweise so steil abwärts, dass man schon gut Obacht geben muss, um die Füße sicher zu setzen.

Am Katzenaugenstein ist das zwar noch nicht ganz so schlimm. Hier geht es eben hin. Benannt ist er nach dem Edelstein, den man einst an diesem Berg fand. Uns verlockt das nicht. Man müsste ja wohl klettern. Nee, das lassen wir lieber. Und außerdem – sicher sind schon alle gefunden!

Bodetal Dann gehen wir flott unseren Weg, mal nahe am Fluss, mal hoch über ihm. Immer wieder aber haben wir solch herrliche Blicke – mal steil nach oben,

Bodekessel mal tief hinab. 

Heute ist Sonnabend. Wir merken es daran, dass wir sehr vielen Wanderern begegnen. Einige sind in größeren Gruppen unterwegs. Sie wundern sich über unser Tempo, wenn wir mit “Achtung! Wanderer von hinten!” überholen. Dabei haben wir überhaupt nicht den Eindruck, übermäßig schnell zu sein. Unsererseits wundern wir uns, wie warm die Anderen angezogen sind. Es ist zwar relativ kühl heute. Wir aber haben wieder nur unsere dünnen T-Shirts von Biehler an, die so wunderbar im Tragen sind. Damit und dank unserer “inneren Heizung” fühlen wir uns sauwohl.

Teufelin auf der Teufelsbrücke Das führt Monika gleich vor, als wir über die Teufelsbrücke auf die linke Talseite der Bode wechseln.

Unzugängliche Bode Es ist weniger als 200 Jahre her, dass hier im Bodetal die ersten Wanderwege gebaut wurden. Daher wundert es nicht, dass der bei Hochwasser mächtig tobende, aber bis dato weitgehend unsichtbare Fluss Anlass zu mancher Sage gab.

Bodebrücke beim Kleinen Waldkater Beim “Kleinen Waldkater” hat uns die Zivilisation erreicht. Bis hierher hatte es einst auch den Herrn Geheimrat getrieben. Jetzt ist der Weg geeignet für Fahrzeuge der Bergrettung und des Gaststättenbetriebs – für uns eine willkommene Gelegenheit, Beine und Füße richtig auszuschütteln.

Am Goethe-Weg

Blick zurück ins Bodetal Ein letztes Mal schauen wir zurück ins Tal der Bode, sehen die Kabinen der Seilbahn – anderthalb Wochen ist es bereits her, dass wir mit ihnen herab schwebten.

Wir wundern uns schon längst nicht mehr über nahezu ausbleibenden Hunger und Durst. Und so trinken wir an der Talstation der Kabinen-Seilbahn auch nur einen Espresso und essen eine Kleinigkeit.

Wotans 8-füßiges Pferd in Thale Weiter laufen wir durch Thale. Das einstige, blaue Dämpfe ausspuckende Stahlwerk – ich habe jüngst erst Dias gescannt, wo es vom Hexentanzplatz aus noch gut zu sehen ist – ist verschwunden. Die Stadt bemüht sich um ein neues Antlitz. Die Skulpturen im Park tragen dazu bei.

Beim Weg durch die Stadt kaufen wir Briefmarken für die beim Ruhetag endlich abzusendenden Postkarten und ein wenig an Essensvorräten, da uns in Quedlinburg ja eine Ferienwohnung mit Selbstversorgung erwartet. Der Blick geht immer wieder sorgenvoll gen Himmel. Die Wolken werden immer gleichmäßiger und immer dunkler. Das lässt einen rechten Landregen erwarten. Aber noch bleibt es trocken.

Wir überqueren die Bode und kommen am ehemaligen Kloster Wendhusen vorbei. Vor der Anlage steht ein Denkmal für einen Sachsen-Fürsten, der Frieden mit Karl dem Großen schloss und das Christentum einführte. Einer, der Frieden schließt, hat mir schon immer gefallen. Nur den Namen habe ich mir nicht notiert und – verflixt! – im Internet finde ich auch nichts dazu. Das Denkmal gefiel mir aber auch so…

Der Himmel aber hat sich sofort entschlossen, meine Vergesslichkeit zu bestrafen. Es fängt an zu tröpfeln. Wir negieren es. Es fängt stärker an zu tröpfeln. Ich negiere es. Monika mault. Es regnet richtig. Da schmeißen wir rasch die Regenüberzüge über die Rucksäcke und uns die Anoraks über die Schultern. Zur Belohnung regnet es richtig stark, gleichmäßig und ausdauernd.

An der Teufelsmauer bei Thale Wir nehmen den Weg Richtung Quedlinburg längs der Teufelsmauer. Näher heran gehen wir nicht. Schließlich haben wir auf dem Weg nach Blankenburg hinreichend Teufelsmauer genossen.

Teufelsmauer Und von ferne ist des Teufels Bauwerk auch ganz hübsch anzuschauen. Rechterhand plätschert die hier ganz friedfertige Bode. Mein geplanter Weg führt bei der “Schlangenecke”, also am Ende der Teufelsmauer, über die Straßenbrücke wieder auf das rechte Ufer. Doch diese Brücke stammt noch aus DDR-Zeiten – oder davor – und ist wegen Einsturzgefahr gesperrt.

Dafür steht vor uns ein gewaltiges neues Bauwerk. Bei dieser Brücke bei Neinstedt fluchen wir dreimal kräftig. Und zwar auf die Planer, weil sie an Fußgänger nicht dachten und diese auf zwei große Schleifen mit Radfahrer-gerechter Steigung zwingen, auf die Betreiber, die die vorhandenen Treppen “nur für Befugte” sperren, und drittens auf uns selbst, dass wir in preußischer Exaktheit das Verbot befolgen und den weiten Weg latschen. Und wir haben den Wunsch, wie 2009 mit Catrin und Tilo unterwegs zu sein. Dann hätte sich Tilo sicherlich geopfert und hätte die Einsturzgefahr getestet. Und wenn er es als der Schwerste geschafft hätte, wären wir ihm gefahrlos gefolgt. Aber er ist sooo weit weg…

Standortbestimmung Nun gehen wir immer auf dem Dammweg bis zum Ortsanfang von Quedlinburg. Von rechts grüßt der Harz. Da müssten Stecklenberg und Gernrode liegen.

Blick zum Harz Dank unseres Navis haben wir bald Gewissheit – jawohl, dort drüben war es, wo uns vor anderthalb Wochen das Gewitter so tüchtig eingeweicht hat. Dagegen verlangt uns der heutige Landregen nur ein müdes Lächeln ab!

Der Weg auf dem Damm rechts der Bode ist gekiest. Es läuft sich recht flott, aber bis hinein nach Quedlinburg ist es ein ganzes Stück. Als wir am Ortsanfang auf eine Asphaltstraße kommen, sehen wir: es regnet Blasen auf den Pfützen. Und dies hat mir einst mein Vater schon beigebracht und im späteren Leben habe ich diese alte Regel immer wieder bestätigt gefunden: wenn’s Blasen regnet, regnet es länger! Das lässt für den morgigen Ruhetag wettermäßig nichts Gutes erwarten!

Himmel und Hölle Dank Navi, Erinnerungsvermögen bezüglich des Quedlinburger Stadtplans und Nachfragen bei Passanten kommen wir ganz rasch bei “Himmel und Hölle” an – und sind restlos begeistert von unserer Ferienwohnung.

Ich ziehe später nochmal los zum Einkaufen, da wir ja hier zwei Tage vor uns haben und auch das Frühstück selbst gestalten müssen.

Dafür genießen wir aber einen herrlichen Flammkuchen am Abend unten in der Gaststube. Lecker…